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Die Philosophie ist ein Metier der Problemlöser; sich mit Philosophie zu beschäftigen heißt, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen und die Philosophie dabei als Methode anzuwenden. Zu „philosophieren“ heißt dabei, dass man sich näher mit einem Objekt auseinandersetzt als mit der unmittelbarer Oberflächlichkeit, die wir üblicherweise an den Tag legen.

Kann das nun ein Berufsphilosoph? Schwierig, weil er vieles nicht wahrnehmen kann, könnte man meinen. Auch der Klimaforscher hat keinen direkten Zugriff auf seine Forschungsobjekte, er lebt in einer Welt von Gedankenkonstrukten (Welt 3), aus denen er neue Schlüsse zieht. Der Berufsphilosoph lebt ähnlich; die Frage ist nur in welchen Gedankenkonstrukten er sich bewegt. Prinzpiell ist es ja durchaus die Aufgabe der Philosophie, sich mit Gedankenwelten zu beschäftigen, diese zu erkunden und ihre Konsequenzen zu explizieren. Hierzu ein Beispiel von Popper: Die Mathematik ist in ihren Grundzügen ein relativ einfach verständliches Konstrukt – Quantifizierung und Zählung. Eine Gruppe von Findlingen kann dadurch präziser als 5 Findlinge bezeichnet werden. Alle höheren Operationen der Mathematik – wie etwa die Multiplikation – sind keine „Erfindung“ innerhalb der Mathematik, sondern viel eher Entdeckungen. Sie sind bereits im Gedankensystem der Mathematik angelegt und mussten dort erst gefunden werden.

Der Philosoph ist ein Entdecker dieser Mechanismen innerhalb verschiedener Systeme. Das Problem des Berufsphilosophen ist nun aber jenes, dass er sich in der Regel nur mit ausgewählten und abstrakten „philosophischen Fragen“ beschäftigt; nicht aber den eigentlichen, vorliegenden Problemen der Menschen. Die Philosophie der großen Fragen (etwa Ethik, Erkenntnistheorie, Religion) sind bereits dermaßen differenziert und fragmentiert, dass der Einfluss der neuen, hervorgebrachten Erkenntnisse an der Welt der Anwendung (Welt 1 und 2) vorübergeht.

Ein guter Philosoph aber hat die Aufgabe, Erkenntnisse für diese Welt bereitstellen zu können. Ein guter Philosoph muss sich deshalb immer wieder neue Felder suchen und diese erkunden und hinter die Oberflächlichkeit blicken. Es gibt genügend dieser Felder, die nur darauf warten, erkundet zu werden.